Mittwoch, 6. Februar 2008

Willkommen im Irrenhaus.


Heute war mal wieder so ein Tag.
Ich wusste ja vorher schon, dass er bescheiden wird - ich meine, 2 Klausuren, das ist einfach nur ätzend. Aber okay. Es kann schlimmer kommen, dachte ich mir heute morgen noch...
...

... und es kam schlimmer.

Die erste Klausur war noch okay, die zweite war... scheiße. Aber gut, das ist gar nicht der Grund warum ich jetzt hier sitze und immer noch in die Tischkante beißen könnte. Der Grund dafür ist Unilogik (ja, das ist ein Oxymoron, gut erkannt).

Jedenfalls.

Ich war ja schon skeptisch bei der Ankündigung, wir würden die Klausur (Europarecht, übrigens) im Schloss schreiben. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, da das Schloss der Hauptsitz der Uni ist und somit vor allem aus Verwaltungsräumen, Seminarräumen und Vorlesungssälen besteht. Aber: diese Vorlesungssäle sind klein. Und es gibt viele Juristen und halb-Juristen und Magisterjuristen und Bachelorjuristen, die diese Klausur schreiben wollen. Aber gut. Die werden ja wissen... wie viele Anmeldungen... und wie groß die Säle... und so.

Denkste.

Ich dackel also ins Schloss und werde gleich wieder überrascht. Normalerweise sind die Juristen pingelig, ach was sage ich, sie sind akribisch, was Sitzordnungen angeht. Ihr müsst euch das so vorstellen: Man kommt zum Ort des Verbechens Vorlesungssaal und wird an der Tür von einem übereifrigen HiWi abgefangen. Bevor man hereingelassen wird, zeigt man erstmal Studiausweis und Personalausweis vor und wird strengstens gemustert, ob man auch der ist für den man sich ausgibt. Man könnte ja den Bundespräsidenten schicken, damit der die Klausur für einen schreibt.
Wenn einem dann die eigene Identität bestätigt worden ist, erhält man das Deckblatt für die Klausur, auf dem vermerkt ist, auf welchen Platz man sich zu begeben hat. Mit Sitzreihe und Platznummer. Dadurch wird gewährleistet, dass zwei Reihen vor einem und zwei Reihen hinter einem und vier Plätze rechts und vier Plätze links neben einem niemand sitzt. Man könnte ja abgucken. (Zumindest könnte man das, wenn man in Juraklausuren dafür die Zeit hätte).
Aber heute war alles anders. Ich dackel also ins Schloss (das sagte ich bereits). Komisch, kein HiWi, der einem den Ausweis aus der Hand reißt. Dabei soll die Klausur in 10 Minuten losgehen. Naja. Es kommen immer mehr Studis (und keine HiWis) und es wird relativ schnell klar: Der Saal ist zu klein. Überraschung.
Naja, optimistisch wie wir sind setzen wir uns erstmal. Irgendwohin. Ohne Sitzordnung. Wir werden doch bestimmt eh umziehen müssen...

... bestimmt...

... wenn denn mal einer käme, der uns sowas mitteilen könnte.

15 Minuten nach offziellem Klausurbeginn taucht dann die Horde Hiwis dann auf und verkündet, wir müssten in diesem Raum bleiben. Raummangel und so. Okay, bis dahin beschwer ich mich ja noch gar nicht - ist mir egal wenn ich im Umkreis von einem gefühlten halben Kilometer Durchmesser nicht alleine sitze. Und wenn doch wäre es mir auch egal. Ich will einfach nur anfangen zu schreiben. Erwähnte ich, dass ich Prüfungspaniker bin und vor einer Klausur tausend Tode sterbe? Da ist es wenig hilfreich, wenn der Beginn der Klausur unnötig herausgezögert wird.
Naja, da wir eh alle Platz an Platz sitzen, ist es ja auch wurscht, wer nun genau wo sitzt. Ob nun die Gefahr besteht, dass Hugo Müller von Egon Schmidt abschreibt oder von Karl-Heinrich Hinkel ist nun relativ egal. Sollte man meinen.

Denkste.


Die HiWis verschaffen sich verzweifelt Gehör. "ABER: Wir haben trotzdem eine SITZORDNUNG! Taschen und Jacken an die Seite legen und alle nochmal raus!" Duh.

Sinnfrei ging es damit weiter, dass nun alle in alphabetischer Reihenfolge hereingerufen wurden und sich der Reihe nach hinsetzen mussten (das Chaos, das entsteht, wenn sich 200 Leute in einen kleinen Flur quetschen und Arne Abendrot sich von ganz hinten nach ganz vorne durchkämpfen muss, weil er gerade aufgerufen wird, beschreibe ich lieber nicht). Der Effekt war, dass Hugo Müller nun nicht von Egon Schmidt oder von Karl-Heinrich Hinkel abschreiben kann, sondern von Franz-Josef Meier (weil - sitzt jetzt halt neben ihm). Macht Sinn.
Aaaaber halt. Es geht noch weiter. Anstatt wenigstens alle Studenten nach Alphabet aufzurufen, sortieren die sortierfreudigen HiWis erstmal noch nach Staatsexamens-Juristen, nach Magister-Nebenfach-Juristen, nach Bachelor-Juristen und was es sonst noch so gibt. Achso - Hugo kann leider doch nicht von Franz-Josef abschreiben. Hugo studiert auf Staatsexamen und Franz-Josef auf Bachelor. Die muss man ja trennen und innerhalb dieser Gruppen nochmal alphabetisch sortieren. Erwähnte ich Chaos?

Das ganze dauert eine geschlagene Stunde, meine Nervosität steigert sich ins Unermessliche, für die Bachelorstudenten haben sie vergessen, Papier zu besorgen (danke!) und die Tische sind so klein und schief, dass ich meine Gesetze mindestens dreimal vom Boden aufsammeln muss. Da hilft es auch nicht mehr, dass die Vorlesungssäle im Schloss so hübsch mit Stuck verziert sind.

Duh.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gah, Uni-Organisation. :doh: Uns lassen sie ja immerhin alle Klausuren im Audimax schreiben, aus Prinzip. Dafür ist eine Zivilrechtsvorlesung auch in einem zu kleinen Raum. Großartig, auf den Stufen sitzen zu müssen.