Donnerstag, 30. August 2007

Deutschland hat den Superstar.


Und wir haben unser WG-Casting abgeschlossen. Nach den ganzen Pleiten kamen endlich ein paar taugliche Kandidaten, aber auch noch eine Reihe dubioser Gestalten.
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Mein Liebling war ja der Typ, der keinerlei Interesse an uns WG-Bewohnern hatte, dafür umso mehr an der Wohnung (Sind eure Fenster doppelverglast? Habt ihr ISDN- oder Analogtelefon? Antenne oder Kabel?), außerdem erzählte er uns ganz stolz, dass er gerade erst von seinem zweijährigen Bundeswehreinsatz in Afghanistan zurückgekommen sei. Worauf ich ihn ein wenig mit meiner politischen Haltung vertraut machte (*kähä*). Hat ihn leider nicht beeindruckt, denn wir wurden den jungen Mann gar nicht mehr los. Nicht einmal nachdem er uns gestand dass er Kettenraucher ist (können die Leute nicht lesen?) und wir ihm mitteilten, dass dies leider unser einziges festes Ausschlusskriterium sei.
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Irgendwie gefiel es ihm wohl bei uns, denn er ließ sich partout nicht vertreiben, kein "Ja dann... äh... schönen Tag noch" oder "Wenn du dann keine Fragen mehr hast..." half... Irgendwann fing ich dann an, mir die tollsten Hobbies für uns auszudenken. "Der G., der spielt ja leidenschaftlich gerne Dudelsack, daran müsstest du dich halt gewöhnen wenn du einziehen würdest... Außerdem ist der Mittwoch Abend für Bridge reserviert, diesen Abend müsstest du dir dann natürlich freihalten. Gemeinsame WG-Aktivitäten und so. Außerdem spielen wir am Wochenende immer "Das perfekte Dinner" nach, so richtig mit aufwändiger Tischdeko und teurem Wein und so..."

Ich bin ja eigentlich keine gute Schauspielerin, aber für diesen Auftritt muss ich mich mal selbst loben. Ich habe es geschafft, nicht zu lachen und bin vollkommen ernst geblieben, und meine Mitwohnis haben dankenswerterweise voll mitgezogen (*knutsch*). War herrlich. Irgendwann ist er dann endlich abgehauen.
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Kommen wir zurück zu den brauchbaren Kandidaten. Es war wirklich schwierig, sich zu entscheiden, denn es waren drei oder vier dabei, die wirklich toll waren. Entschieden haben wir uns dann letztlich für K.
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K. ist männlich und ersetzt nun also unsere K. (weiblich). K.neu studiert sogar das Gleiche wie K.alt, was schon ein recht großer Zufall ist, denn dieser Studiengang ist eher Außergewöhnlich und ziemlich klein. Das war aber kein Entscheidungskriterium *g*. Jetzt steht das Geschlechterverhältnis in unserer WG 2:2. Ich bin schon sehr gespannt und hoffe, wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Er war der letzte der sich die Wohnung angeschaut hat und wir haben dann innerhalb von 10 Minuten beschlossen, dass wir ihn toll finden und ihm zugesagt. Spontane Entschlüsse sollen ja oft die Besten sein. Na hoffentlich... Denn K. ist sicher nicht der "risikofreieste" der Kandidaten gewesen. Ich glaub er ist ein ziemlicher Sunnyboy und könnte mir vorstellen, dass er reihenweise Mädels abschleppt. Er ist der typische Mensch, der dreihundert Freunde hat und den alle ein bisschen für seine lockere Art bewundern. Mir sind diese Menschen ja meistens ein bisschen suspekt. Sie sind so... beliebt. Vielleicht ist es der Neid oder so, kann sein *g*. Ich würde nicht sagen, dass ich unbeliebt oder unsympathisch oder so bin oder dass ich wenige Freunde hab. Aber ich bin nicht der typische "Klassenstar", war ich auch nie und werde ich nie sein. K. ist so einer.
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Und außerdem hab ich gerade über's StudiVZ (StasiVZ) herausgefunden, dass er ein ziemlich guter Kumpel vom Ex einer meiner besten Freundinnen ist *g*. Und das, obwohl meine Freundin, ihr Ex und ich aus einer ganz anderen Ecke Deutschlands kommen als K. K. und der Ex haben sich über ihren Amiland-Austausch in der 11. Klasse kennengelernt. Die Welt ist klein.

Mal sehen wir K. sich in unsere WG einlebt. Oder ob er nach zwei Monaten wieder auszieht, weil wir anderen einfach zu... normal sind. Ich hoffe es nicht, denn er ist einfach durchweg sympathisch.
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Dienstag, 28. August 2007

Castingshow.


Ich habe beschlossen eine Rubrik WG-Wahnsinn zu eröffnen. Ich wohne ja seit dem letzten Semester in einer WG, und über manches was hier passiert muss man einfach bloggen.

Diese WG ist ziemlich bekloppt, ziemlich unkonventionell und ziemlich liebenswert und besteht momentan aus

B.: unsere "WG-Mama", die einzige die kochen kann, die gute Seele der Wohnung, auf die immer Verlass ist, mein persönlicher Terminkalender. Unbezahlbar.

G.: Mathematikstudent deluxe, Schachspieler, Zucker-mit-Tee-Trinker (Konfliktpotential! Man beachte meinen letzten Eintrag zum Thema Tee) und ein bisschen der Philibert unserer WG, für diejenigen, die "Zusammen ist man weniger allein" kennen (bei der Gelegenheit: anschauen oder lesen!)

K.: im Grunde ein unbeschreibliches Mädel. Die unterhaltsamste Person die ich kenne, immer mit den neuesten Klischees und Vorurteilen zur Stelle, das positivste Karma wo gibt, muss man einfach liebhaben.

meiner Wenigkeit.: macht K. in der Schusseligkeit Konkurrenz, launenhafter WG-Putzteufel mit einer Faszination für die schönen Dinge im Leben, lebt irgendwo zwischen der Welt der Bohème und dem 21. Jahrhundert.


Leider leider zieht K. im nächsten Monat aus. Nicht, weil der Rest von uns so schrecklich ist sondern weil sie die Studienstadt wechselt, da sie hier nicht für das Fach angenommen wurde, in das sie wechseln will. Uns drei anderen blutet das WG-Herz deswegen, doch alle Versuche sie hierzubehalten schlugen fehl. Nur festbinden haben wir noch nicht versucht, aber das kommt noch.

Spaß beiseite, wohl oder übel müssen wir uns einen neuen Mitbewohner suchen. Ich weiß nicht, wer von den werten Mitlesern schonmal so ein WG-Casting miterlebt hat... Ich jedenfalls habe es noch gut in Erinnerung, wie ich damals in diese neue Stadt kam und mir zwei WGs anschaute. Der buchstäbliche Horror. Die "Bewerber" gaben sich die Klinke in die Hand, man hatte zwei Minuten um sich das Zimmer anzuschauen und drei Minuten um sich vorzustellen, man wurde mit den drei Standardfragen bombardiert: "Was studierst du?" "Was für Hobbies hast du?" "Welche Musik hörst du?", man wurde in eine ellenlange Liste eingetragen, in einer der beiden WGs wurde ich sogar fotografiert, damit die sich mein Gesicht unter den 200 (!) Mitbewerbern merken konnten. Ich möchte gar nicht wissen, wie dieses Foto aussieht.

Ich war jedenfalls am Ende so verschreckt, dass ich erst einmal ins Wohnheim gezogen bin, was auch gut so war, denn den Berichten meiner Kommilitonen zufolge ziehen die Mitbewohner, die man auf diese Weise castet, spätestens nach einem Semester wieder aus. Kein Wunder.

Als B. und ich also beschlossen, zusammenzuziehen und wir diese 4-Zimmerwohnung bekamen, ergo noch zwei Mitwohnis brauchten, war uns klar: So nicht. Und auch bei der jüngsten Mitbewohnersuche gilt: So nicht. Wir nehmen uns Zeit für die Interessenten, wir sind nett und bieten ihnen Kaffee an. Zumindest theoretisch, denn eigentlich sind wir alle Teetrinker. Das heißt, ICH bin Teetrinker. G. ist, wie schon erwähnt, Zucker-mit-Tee-trinker und B. ist ich-bevorzuge-Tee-ausgekühlt-und-abgestanden-Teetrinker. Aber eine Kaffeemaschine haben wir auch.

Jetzt haben wir in den letzten Tagen schon einige Interessenten gesehen, und je mehr kommen desto verlockender klingt die Sache mit dem Festbinden von K. Was da alles so vor unserer Türe stand... Ich bin ja ein großer Freund von "Leben und leben lassen, aber manches geht echt zu weit.

Zum Beispiel die Tussi von gestern Abend (solche Fingernägel habt ihr noch nie gesehen, glaubt mir, auch wenn Fingernägel wirklich kein Ausschlusskriterium waren... das war mehr der Gesamteindruck bei der Dame). Oder die Tante, die nur in eine WG ziehen wollte weil man nach acht Semestern aus dem Wohnheim ausziehen muss. Oh, da war auch der Bub (ein anderes Wort passt nicht) der mit seinen Eltern da war und selbst kein einziges Wort gesagt hat. Nicht mal seinen Namen. Dann hatten wir auch ein Mädel, das laut eigener Aussage 21 war, aber offensichtlich was das Verhalten angeht irgendwo um die 14 stehengeblieben ist und bei ihrer letzten Ausbildungsstelle herausgeflogen ist (Gründe unbekannt). Einer beherrschte offensichtlich die allgemeinen Regeln der Körperhygiene nicht. Ein anderer fragte, ob wir etwas gegen tägliche laute Emocore-Musik hätten. Haben wir nicht. Nur bitte nicht in unserer Wohnung.

Und so weiter und so weiter... Gut, ich gebe zu: Unsere Ansprüche sind ziemlich hoch, und es wird schwer, sich mit K. zu messen. Wir wollen einen Nichtraucher. Wir wollen jemanden, mit dem man Abends zusammensitzt und ein Gläschen Wein trinken kann (oder Bier oder Wasser, egal). Wir sind keine Zweck-WG und möchten auch mit der Nummer 4 im Bunde mehr Worte wechseln als "Morgen" und "Mach das Bad sauber". Die Krönung wäre es, wenn sich der oder die neue Mitwohni noch mit unserem gemeinsamen Freundeskreis versteht, denn bei uns in der WG ist eigentlich ständig jemand zu Besuch.

Dafür haben wir aber im Gegenzug auch einiges zu bieten. So schwer kann das doch nicht sein, einen Mitwohni zu finden, der einigermaßen normal und trotzdem ein bisschen verrückt ist, der keine Leichen im Keller und keine Kippen im Mundwinkel hat und der weiß, was eine Zahnbürste ist... Oder?
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Dienstag, 21. August 2007

Zwischenstand.


Hier nach einer guten Woche der Zwischenstand meines Experiments "organize your life".

Man mag es kaum glauben (ich glaub es eigentlich selbst nicht so richtig), aber bisher klappt es erstaunlich gut. Momentan ist alles ein bisschen stressig, da ich so viel Zeuch nachzuholen habe, der über die letzten Wochen und Monate immer liegen geblieben ist, aber ich bin tatsächlich ein ganz kleines bisschen euphorisch momentan. Ich habe...

... tatsächlich einen Terminkalender gekauft und benutze ihn tatkräftig. Der Terminkalender ist zwar von MTV und pink, aber irgendwie find ich ihn toll :mehdchen:
... Arzttermine ausgemacht, die jetzt nach und nach anstehen
... meine Hausarbeit of doom fertiggestellt und abgeschickt
... mehrere lästige Pflichtbesuche hinter mich gebracht
... mein Zimmer grundgereinigt
... mir die Süddeutsche nach Hause schicken lassen
... die Sache mit dem Internet geregelt
... mich entschieden, was ich nächstes Semester machen werde (weiterstudieren, yay!)
... meinen Stundenplan gebastelt und Seminare belegt
... mich für einen Chinesischkurs angemeldet und
... ich war tatsächlich mehrmals joggen.

Jawoll. Das ist doch gar nicht mal so schlecht.
Natürlich will ich die bösen Dinge nicht verheimlichen. Ich hab noch immer nicht mit meiner zweiten Hausarbeit angefangen bzw. mich für ein Thema entschieden und ich hab mich noch immer nicht um die Stadtwerke gekümmert. Letzteres ist zugegebenermaßen auch ein bisschen schwierig, weil ich gerade Zuhause und nicht in meiner WG bin, aber das ist eigentlich auch nur ein Grund und kein Hindernis.

Aber ein Anfang ist immerhin gemacht. Ich halte euch auf dem Laufenden.
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Dienstag, 14. August 2007

Big Brother is watching you!


Ich hatte vielleicht heute ein seltsames Telefonerlebnis. Und das, obwohl ich ohnehin schon ungern telefoniere...
Im Zuge meines Experimentes (s. letzter Beitrag) hab ich heute einen Termin bei einem Augenarzt vereinbaren können (meine Augenärztin ist momentan in Urlaub, deswegen musste ich mir erstmal einen Ersatz suchen. Ich bin nämlich echt blind momentan und wollte auch nicht mehr länger warten - neue Lebensführung mit Planung und zeitlicher Effizient und so).
Ich bin ja nun jemand, der nicht gern zu Ärzten geht. Nicht, weil ich eine Aversion gegen diesen Berufsstand hätte, meine schlechten Erfahrungen (und die gibt es durchaus) halten sich bisher in Grenzen. Es ist nur so, dass Arztbesuche Zeit kosten und keinelustundkeinemotivationundvergessen und so. Daher ist mein letzter Arztbesuch auch schon einige... Jahre?... nun gut, einige Zeit her.
Ich rief da also an in dieser Praxis an.
"Guten Tag, Praxis Dr. K. hier, was kann ich für Sie tun?"
"Guten Tag, Cat hier, ich hätte gerne einen Termin für einen Sehtest."
"Für den Führerschein?"
"Nein, nur so. Meine Kontaktlinsen haben glaube ich nicht mehr die richtige Stärke."
"Ah. Und waren Sie schonmal hier?"
"Nein."
"Welche Krankenkasse?"
"Privat."
"Ah. Gut."
So weit, so gut. Diese Fragen stellt jede Sprechstundenhilfe am Telefon. Aber die gute Frau fragte mich dann in den nächsten Minuten regelrecht Löcher in den Bauch. Irgendwie kam sie mir ein wenig paranoid vor. Und neugierig.
"Wo waren Sie denn vorher beim Augenarzt?"
"Bei Frau XYZ."
"Ah ja. Gut. Und Sie kommen woher?"
"Aus ABC."
"Ah. Und... Sie gehen jetzt nicht mehr zu Frau XYZ?"
"Äh..." *rumdrucks* "Urlaubundso..."
"Ah. Okay. Dann machen wir mal einen Termin. Passt Ihnen dann und dann?"
"Nein, leider nicht."
"Hm. Was haben Sie denn da vor?"
"Äh. Termin? GehtSiegarnichtsan?"
"Ah. Also passt es vielleicht dann und dann?"
"Ja, das geht."
"Da haben Sie keinen Termin?"
"Nein."
"Ah. Gut, also dann."
"Gut, vielen Dank, auf Wiederhören dann."
"Haaaalt. Bitte denken Sie daran, Ihren Ausweis mitzubringen."
An dieser Stelle beschreibt "WTF?" meinen Gesichtsausdruck ganz gut. Wie gesagt, ich war schon länger nicht mehr beim Arzt, aber ich habe es noch nie erlebt, dass ich (auch beim ersten Besuch nicht) meinen Personalausweis vorlegen musste. Ist das normal? Ich war jedenfalls einigermaßen verwirrt.
"Meinen... Ausweis? Tja, ich hab da nur ein Problem. Mein Portemonnaie wurde vor kurzem gestohlen. Da ist mein Ausweis drin gewesen." (Was der Wahrheit entspricht)
"Ja, dann... Ihren Führerschein."
(mittlerweile etwas genervt) "Der war da selbstverständlich auch drin."
"Reisepass?"
"Hab ich nicht hier."
"Wo haben Sie den denn?"
"In CBA."
"Also kommen Sie gar nicht aus ABC?"
"Doch. Ich studiere nur in CBA. Wozu brauchen Sie den Ausweis überhaupt?"
(einigermaßen überrascht) "Na, Sie müssen sich doch ausweisen."
"Öh. Ich will doch nur einen Sehtest machen und meine Krankenkasse und die dazugehörigen Daten haben Sie doch..."
"Aber Sie müssen sich doch aus-wei-sen. Haben Sie keinen Ersatzausweis angefordert?"
"Doch. Der ist aber noch nicht da."
"Dann müssen wir den Termin verschieben."
"Bitte was? Weil ich nicht beweisen kann, dass ich wirklich ich bin?"
(ängstlich) "Ja! Ich kenne Sie doch gar nicht!"
"Öh... okeee... aber..."
(etwas anklagend) "Ich kenne Sie nicht! Ohne Ausweis geht das auf gar keinen Fall."
Ich kam mir schon ein bisschen vor wie bei der Stasi *g*. Als ob ich mich für einen einfachen Sehtest für jemand anderes ausgeben würde, um dann vielleicht die Praxis in die Luft zu jagen und die Schuld auf meine geklaute Persönlichkeit zu schieben...
Nun ja, jetzt lasse ich mir eben meinen Reisepass von meiner Mitbewohnerin nach Hause schicken. Mal sehen, ob mir die Sprechstundenhilfe dann beim Termin noch ein paar Fangfragen über das geführte Telefonat stellt, um auch ganz sicher zu gehen, ob ich wirklich ich bin...
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Sonntag, 12. August 2007

Der letzte Drücker und der Schweinehund.


So. Mir reicht's. Ich hab die Schnauze voll, und zwar von mir selber. Ich werde jetzt ein Experiment starten, und das Experiment heißt: organize your life.

Meine allerschlimmste Schwäche (oder zumindest die, die mich selbst am meisten nervt) ist die Unfähigkeit, mich zu organisieren. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: ich habe gestern damit angefangen, eine Hausarbeit zu schreiben, die ich übermorgen abgeben muss. Ich will seit vier Wochen zum Augenarzt/Hautarzt/Frauenarzt/Zahnarzt und habe es noch nicht geschafft, mir Termine geben zu lassen. Seit zwei Wochen wird mir die Süddeutsche Zeitung nicht geliefert, weil ich es verplant habe, sie mir über die Semesterferien nach Hause schicken zu lassen. Unser Internet funktioniert immer noch nicht. Seit 6 Wochen. Ich bezahle natürlich trotzdem weiter. Zu faul, mich darum zu kümmern. Weil ich in den letzten Tagen bis 4 Uhr nachts in einem gewissen Fandom rumhänge, schaffe ich es nicht, vor halb 11 aufzustehen. Dann ist der Tag eh gelaufen. Ich wollte in den Semesterferien eigentlich wieder jeden Tag joggen gehen. Eine Woche hab ich durchgehalten. Außerdem sollte ich mich allmählich mal entscheiden, was ich nächstes Semester eigentlich studieren will.

See what I mean?

Ich bin in den letzten Tagen mal in mich gegangen und habe darüber nachgedacht, warum ich mir eigentlich immer so viele Sorgen um alles mache. Und eine der Hauptursachen ist, dass ich immer alles bis zum letzten Augenblick aufschiebe. Das bereitet mir Magenschmerzen. Ich bin ständig schlecht gelaunt weil der Berg an unerledigten Dingen immer höher wird. Das Problem ist, dass ich es hasse, Entscheidungen zu treffen und überhaupt notwendige, aber langweilige/unangenehme/arbeitsreiche Dinge zu erledigen.
Ein weiteres Resultat dieser Arbeits- und Lebenshaltung ist, dass man unglaublich viel Zeit verschwendet. Mit unnötigen Gedanken, die man auch nicht abschütteln kann ("Scheeeeiße, ich hab da immer noch nicht angerufen, das ist schon peinlich mittlerweile."), mit ineffizienter Terminplanung (man nimmt sich tausend Sachen für einen Tag vor und erledigt dann doch nichts davon).

Was also tun? Ja, ich habe Methodenkurse in der Uni belegt, ich kenne das Pareto-Prinzip, das Eisenhower-Prinzip, die ALPEN-Methode der Zeitplanung und die Managementlehre nach Drucker.
Aber ich werde zunächst mal etwas anderes ausprobieren. Simpel, einfach und hoffentlich einigermaßen umzusetzen. Der Untertitel des Experiments "organize your life" heißt:

Der TERMINKALENDER.

Jawoll. Ich werde meinen Tag morgen (und die nächsten Tage) damit beginnen, um 08:00 Uhr aufzustehen, egal wie lange ich im Fandom versacke. Dann hat man wenigstens noch was vom Tag. Und dann werde ich in die Stadt gehen und mir einen Terminkalender kaufen. Ich besitze nämlich keinen. Bisher habe ich es mit To-Do Listen gehalten, aber ich will jetzt konkret etwas an meinen Leben ändern und dazu brauche ich was Neues. Dämlicher psychologischer Trick der Selbstüberlistung, aber so what.

Ich glaube ich bin eigentlich ein heimlicher Planungsmensch. Ich will wissen, wie es in meinem Leben weitergeht, ich will annähernd einen Überblick über meine nächsten Wochen haben, was Ereignisse angeht, ich will nicht (mehr) so in den Tag hineinleben. Nennt mich meinetwegen unspontan. Wenn es mir mit Unspontanität (:ugly:) besser geht, dann bin ich eben unspontan.

Ich habe eben einen ganz wichtigen Punkt bei den Ursachen für das Chaos in meinem Leben vergessen. Die (böse, gemeine und niederträchtige) Motivation. Ich habe für Dinge wie Zahnarzt, Hausarbeiten und Gartenarbeit einfach keine Lust. Ganz besonders schlimm sind übrigens die vorhin bereits erwähnten Telefonate. Ich hasse Telefonieren, und deswegen tue ich es nicht. Der Grund, warum unser Internet in der WG immer noch nicht funktioniert. Ich hätte einfach nur mal anrufen müssen. Same with Süddeutsche Zeitung. Da hätte sogar eine einfache eMail gereicht.
Jedenfalls - ich habe die dunkle Vermutung, dass die fehlende Motivation eigentlich gar nicht bloß die Ursache für mein Problem ist, sondern eher das Resultat, das mittlerweile auch zur Ursache geworden ist. Teufelskreis und so, wenn jemand versteht was ich meine.
Also habe ich einfach mal die waghalsige These aufgestellt, dass meine Motivation irgendwann von alleine wiederkehren wird, wenn ich für eine gewisse Zeit meinen inneren Schweinehund ins Tierheim verfrachte. Und wenn ich Glück habe, bleibt das Viech dann dort und jemand holt es ab. Oder auch nicht, ist mir dann auch wurscht. Mit ihm verschwindet dann auch hoffentlich der "letzte Drücker" aus meinem Leben, das ist nämlich ein ziemlich enger Kumpel vom Schweinehund und gemeinsam sind sie einfach zu stark gegen neuen Freund, die Motivation.

Also. Nochmal das Experiment, live und in Farbe.

1. Terminkalender kaufen

2. Terminkalender benutzen, also Sachen eintragen und so

3. sich an den Terminkalender halten.

Konkret heißt das jetzt erstmal, dass ich morgen bei den ganzen Ärzten anrufe und mir Termine geben lasse. Das mit der Süddeutschen wird erledigt und die Hausarbeit fertiggeschrieben, außerdem setze ich mir eine Frist, bis wann ich mich für die Themen der anderen Hausarbeiten entschieden haben will und fange nach Ablauf der Frist sofort mit dem Schreiben an. Außerdem erledige ich noch diverse Anrufe und entscheide mich endlich, was ich nächstes Semester machen will. Ein für alle mal. Ich hab die Schnauze voll davon.
Langfristig möchte ich wirklich wieder anfangen, Sport zu machen (und zwar regelmäßig) und die (hoffentlich) gesparte Zeit in die Verbesserung meiner Französisch- und Chinesischkenntnisse investieren. Außerdem will ich mir, sobald ich mich tatsächlich bezüglich meines Studiums entschieden habe, einen Praktikumsplatz besorgen. Damit ich endlich mal konkretere Vorstellungen für meine Zukunft habe.

Punkt drei des Plans (sich an den Terminkalender halten) ist natürlich am kniffeligsten. Ich habe beschlossen, das Experiment von morgen (08:00 Uhr!) zwölf Wochen (es muss ein so langer Zeitraum sein, weil die Uni erst am 15. Oktober anfängt und ich es auch in der Unizeit testen will - Hilfe!!!) lang laufen zu lassen. Gute Psychologen lasse ich mir gerne empfehlen, falls ich einen Nervenzusammenbruch bekomme - vielleicht schaffe ich es sogar, einen Termin zu vereinbaren. Nach diesen 12 Wochen will ich ein Resümée ziehen (Zwischenergebnisse inklusive Rückschläge wird es sicher ab und zu hier zu lesen geben).
Wenn ich nach dieser Zeit keine Magenschmerzen mehr habe, andere Leute weniger mit meiner schlechten Laune nerve, meine Arzttermine hinter mir habe, meine Motivation zu mir zurückgekehrt ist und ich der Meinung bin, dass ich mich besser fühle, werde ich den Terminkalender (und alles was dazu gehört) zu einem festen Bestandteil meines Lebens machen.

Ich bin gespannt. Und ein bisschen Angst hab ich auch.

Drückt mir dir Daumen.
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Freitag, 10. August 2007

"There is no trouble so great or grave that cannot be much diminished by a nice cup of tea."


Liebe Mitleserinnen und Mitleser (so es euch denn gibt :ugly:)...

der heutige Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema Tee. Da dieses Blog ja nun den Namen "sunshine in the tea cup" trägt und in der Linkliste (guck mal ein bisschen nach links, ja, genau da) einiges rund um Tee zu finden ist, möchte ich mich doch mal zu dem Thema äußern.

Warum ist Tee so toll? Tee ist mehr als reine Flüssigkeitsaufnahme. Zum Löschen von Durst reicht mir stinknormaler Beuteltee ("aromatisiertes Aufgussgetränk" nennt sich das dann). Je nach Stimmung fruchtig oder herb, aber im Grunde bin ich eher ein Freund des letzteren. Besonders empfehlenswert: Meßmer, "Momente der Melancholie" (Kakaobohne - Karamell). Genau das richtige wenn man gerade aus der Uni kommt und durch Ekelwetter mit dem Rad fahren musste, aber keine Zeit hat für was Aufwendiges.
Meßmer ist ohnehin mein Favorit, was Beuteltee ("aromatisie..." well, you know what) angeht. Dabei gehe ich einfach mal ganz oberflächlich nach Geschmack, nicht nach Anbaumethoden, Menge von Aromastoffen und so weiter. Weniger dagegen mag ich Milford. Irgendwie nichtssagend und trotzdem zu süß. Teekanne hat auch einige empfehlenswerte Produkte im Programm. Ich liebe die Orientserie, bestehend aus den Sorten "Wind der Savanne", "Sonne des Buddha" und "Garten des Sultan". Ja, ich mag auch die Namen und die Packungsgestaltung, so what :mehdchen:. Und es schmeckt gut. Und. nicht. zu. süß. Zu süß ist nämlich DAS Ausschlusskriterium für jeden Tee, ob jetzt aromatisiertes Aufgussirgendwas oder nicht.

Wenn wir schon bei der Süße sind: In Tee gehört kein Zucker. Niemals. Kein Kandis, kein Süßstoff, nichts. Wenn überhaupt dann Zitrone oder Milch, aber am besten einfach pur.


Kommen wir zum "richtigen" Tee.


It is very strange, this domination of our intellect by our digestive organs. We cannot work, we cannot think, unless our stomach wills so. It dictates to us our emotions, our passions. After eggs and bacon it says, "Work!" After beefsteak and porter, it says, "Sleep!" After a cup of tea, it says to the brain, "Now rise, and show your strength. Be eloquent, and deep, and tender; see, with a clear eye, into Nature, and into life: spread your white wings of quivering thought, and soar, a god-like spirit, over the whirling world beneath you, up through long lanes of flaming stars to the gates of eternity!" ~Jerome K. Jerome, Three Men in a Boat


Schön gesagt, Jerome. Der wahre Teegenuss kommt nämlich erst, wenn man sich Zeit nimmt. Wenn man es zelebriert *nick*. Bestens dafür eignet sich schlechtes Wetter, entspannende Musik (ich empfehle einfach doofe Meditationsmusik. Oder sphärische Post Rock-Klänge.) Kerzen dürfen auch nicht fehlen, aber besonders wichtig sind auch die geheiligten Teeutensilien. Die, die nur für solche Momente hervorgeholt werden. Die richtige Kanne aus dem richtigen Material ist wichtig, jedem Tee seine Kanne, oh ja! Allein für die richtige Kanne kann man ein halbes Vermögen ausgeben. Ich besitze leider nur die günstig bis mittelteuren Varianten, aber irgendwann, iiiirgendwann wird
http://www.frischertee.de/tea.aspx?item_id=706 diese hier mir gehören :herzchen:. Am besten sind übrigens Kannen aus Ton! Egal, was für eine man hat, sie sollte jedenfalls nie (NIE!) mit der Chemiekeule gereinigt werden. Heißes Wasser direkt nach Gebrauch reicht vollkommen. Und zu groß sollten Kannen auch nie sein - einfach weil man den Tee nicht so schnell trinken kann wie er an Qualität verliert. Man will's ja genießen, nech. Also lieber erstmal weniger zubereiten und noch mal neuen Tee aufgießen. Die meisten Teeblätter kann man ohnehin mehrmals aufgießen.
Womit wir bei den Teeblättern wären. Wenn ihr guten Tee habt und ihn wirklich genießen wollt, tut euch den gefallen und quetscht die armen Blätter nicht in ein Tee-Ei (nein, ich weigere mich, Teeei zu schreiben). Da kann sich das Aroma nicht entfalten. Hat man keine Teeblätter sondern Pulvertee (Matcha), braucht man ein Chasen (sowas da:
http://www.frischertee.de/tea.aspx?item_id=105) und einen Chashaku (http://www.frischertee.de/tea.aspx?item_id=106). Ich gebe es zu, da ich selber keinen Matcha mag, besitze ich die letzten beiden Dinge auch nicht. Ich halt's lieber mit Teeblättern u.ä. und die werden einfach in die Kanne getan und schwimmen da rum. Fertig.
Es spielen natürlich noch viel mehr Dinge eine Rolle bei der perfekten Teezeremonie. Die Teegläser, die Wasserqualität, die Temperatur, die Tageszeit und am wichtigsten natürlich die Qualität des Tees. Für die weitere Lektüre empfehle ich die Chaplon-Teeschule (Link in der Linkliste). Auf der Chaplon-Seite findet man wohl auch den besten Tee zu kaufen, mit Hinweisen zur jeweiligen Zubereitung. Allerdings ist diese Seite nichts für das kleine Geld, dafür bekommt man aber auch den Tee quasi direkt vom Feld nach Hause geliefert und der Tee wurde besonders schonend gelagert, damit er seine Qualität behält. Und man kann sich viele Gratisproben schicken lassen (kähä).

Von der "echten" japanischen Teezeremonie verstehe ich leider nicht besonders viel, ich zelebriere den Tee auf meine eigene Weise, wenngleich es interessant ist, was man für ein Tohuwabohu um Tee machen kann *g*. Wer Tohuwabohu mag, der sollte sich mal die Seite "Tee erleben" anschauen (Linkliste!), sehr herzig und unbedingt lesenswert.

Ich jedenfalls werde mir jetzt einen schönen Pu-Erh zubereiten, von dem meine werten MitbewohnerInnen steif und fest behaupten, er würde nach Bauernhof riechen. Keine Ahnung, das Pack .*gnihi*

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Samstag, 4. August 2007

101 Dinge, mit denen man sich von Hausarbeiten abhalten kann...

Ohne viele Worte: Nu bin auch ich unter die Blogger gegangen. Und der Grund dafür ist so wenig grandios wie schmeichelhaft: Ich müsste eigentlich mit meinen Hausarbeiten für die böse Uni anfangen. Und hab keine Lust. Und suche deswegen Dinge, mit denen ich mich ablenken kann. Die Liste dieser Dinge wird auch erstaunlich schnell länger, aber zu meinen Top 10 der besten Ablenkungsmanöver gehören momentan:



10. schlafen. Früh ins Bett und spät wieder raus. Da bleibt schonmal kaum noch Zeit für Unikrams.

09. joggen. Da mein Tempo an das einer Kuh beim Almabtrieb* erinnert, dauert diese Tätigkeit bei mir laaaange.

08. lesen. Selbstverständlich nichts für die Uni. Sondern Fanfictions, Zeitungen, doofe Mehdchenbücher usw.

07. essen. Ich hab eine ganz neue Taktik entwickelt. Ich esse nur noch Dinge, die ewig lang zur Zubereitung brauchen. Vorzugsweise Salate, wo viel geschnippelt werden muss.

06. DVDs kaufen. Sehr entgegen kommt mir dabei die momentane Auflösung einer Videothek bei uns um die Ecke. Ich kann Ewigkeiten damit zubringen, vor den Regalen zu stehen und mich nicht zu entscheiden.

05. DVDs gucken. Wenn man zwei Filme am Tag inklusive aller Extras auf den DVDs guckt, braucht man eigentlich schon gar nichts anderes mehr machen.

04. Youtube. Immer dann, wenn ich eigentlich gaaanz viel zu tun hab, entwickel ich eine ganz seltsame Neigung zu Fanvideos. Und davon gibt es viele. Von den Potters ihr Harry, von Emergency Room, Stargate undundund. Wenn man 10 Fanvideos am Tag à 3 Minuten guckt, hat man immerhin schon eine halbe Stunde vertrödelt, in denen man keine Hausarbeit geschrieben hat.

03. Fandomgedöhns. No comment.

02. Leute einladen. Seit 1 1/2 Wochen hab ich keinen Abend alleine Zuhause gesessen. Perfekte Ablenkung.

01. Photoshoppen. Das ist DAS Mittel schlechthin. Geeignet zum Abschalten sämtlicher Gehirnzellen und Zeitfresser deluxe.



Toll, jetzt hab ich noch was gefunden, was mich von der Arbeit abhält. Bloggen. Nicht gut. Gar nicht gut. Ich werde mir jetzt einen Tee machen.









*Ausdruck aus der Zeit Campus geklaut.