Donnerstag, 18. Oktober 2007

"Dieses Bätscheler-Gedöhns."


Gerade mal eine Woche Uni (=Unheimlich Nutzlose Institution), und schon gibt sie mir Anlass zum Frust. Naja, vielleicht hab ich's ja nicht anders gewollt (s. letzter Beitrag).
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Eigentlich ist es gar nichts Großartiges, aber ich möchte heute doch mal meinem Unmut über eine bestimmte Sache Ausdruck verleihen.
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Fassen wir mal kurz zusammen: Ja, ich studiere auf Bätscheler Bachelor. Ja, ich studiere Politik und Jura. Wenn Leute mich fragen, was ich studiere, und ich antworte mit "Politik und Jura (auf Bachelor)", dann reagieren sie in der Regel mit
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a) "Eeeecht?" *ehrfürchtig* "Das ist bestimmt voll schwer, oder? Jura und so..."
b) "Ah. Oh, guck mal, 'ne Blume..."
c) "Seit wann kann man Jura auf Bachelor studieren?" *skeptisch die Augenbrauen heb*
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Antwort a) bedeutet übersetzt: Also, Politik ist ja easy, aber Jura soll ja voll schwer sein... Das du dir das antust... Ich frage mich immer, wie die Leute darauf kommen, dass das Politikstudium so locker wäre (ähnliche Vorurteile wie gegenüber den armen Soziologen ["kiffende Langzeitstudenten ohne Perspektiven"] nehme ich an), Jura hingegen aber sooo schwer sei. Jura ist schwer (ja, auch wenn man auf Bachelor studiert, wir sitzen nämlich in den gleichen Vorlesungen wie die Staatsexamens-Studenten und schreiben die gleichen Klausuren, stellt euch das mal vor), aber Politik ist keinesfalls leichter. Ich war zum Beispiel in den ersten beiden Semestern in Jura sehr viel besser als in Politik, obwohl Letzteres eigentlich eher mein Steckenpferd ist. Liebe Leute, einige Klischees mögen ja stimmen. Aber andere sind völliger Mumpitz.
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Antwort b) bedeutet übersetzt schlicht und einfach: Ich hab eigentlich nur aus Höflichkeit gefragt oder Boah, was für langweilige Fächer. Vollkommen in Ordnung, diese Einstellung. Ähnlich reagiere ich darauf, wenn mir jemand mitteilt, er würde Bauingenieurswesen, Mathematik oder Papyrologie (sowas gibt's tatsächlich) studieren.
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Antwort c) bedeutet übersetzt: Jura auf Bachelor ist was für die, die es auf Staatsexamen nicht schaffen, oder? Solche Einstellungen ärgern mich zugegebenermaßen.
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Wahr ist daran lediglich, dass unser Jurastudium die Lightversion vom Umfang her ist, aber nicht vom Schwierigkeitsgrad. "Politik und Jura" ist an meiner Uni ein eigener Studiengang. Wir haben schlicht und ergreifend nicht alle Veranstaltungen, die die Staatsexamensstudis haben, weil wir mit dem BA-Abschluss eben auch nicht als Anwälte arbeiten dürfen (im Ausland könnten wir das übrigens schon, wenn wir noch den Master of Law dranhängen und noch ein oder zwei Module zusätzlich machen würden, aber das nur nebenbei). Von daher machen Veranstaltungen wie Strafrecht für uns auch keinen Sinn. Wir haben die für uns relevanten Fächer wie Verwaltungsrecht, Europarecht, Sachenrecht und so weiter. Und diese Fächer haben wir mit denn Volljuristen zusammen - was für uns die Sache erheblich erschwert, und zwar aus zwei Gründen:
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1) Zum Beispiel werden im Verwaltungsrecht gewisse Sachen aus dem Strafrecht usw. vorausgesetzt, die wir uns selbstständig aneignen müssen. Die Volljuristen haben natürlich auch viel mehr Übung in der Falllösung, weil sie sich nicht um ein zweites Hauptfach kümmern müssen.
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2) werden wir natürlich genauso wie die Volljuris benotet. Bei denen gilt aber in der Regel "4 gewinnt", d.h. solange sie eine Klausur bestehen ist es den meisten egal, wie. In Jura wird traditionell schlecht benotet. Für uns ist das aber ein großes Problem, weil diese Noten in Bachelornoten umgerechnet werden und in die Endnote eingehen. Während ein Jurist sich über 9 (von 18 möglichen Punkten) tierisch freut, weil 9 Punkte schon "mit Auszeichnung" bedeuten, wären 9 Punkte für uns eine 3.0, was nicht so wahnsinnig viel besser als "gerade so bestanden" ist. Fragt nicht warum das so ist, es ist blöd, aber es ist so und wird sich (leider) auch in nächster Zeit nicht ändern. (Ich glaube nicht, dass ich die ganze Problematik, die hinter diesem Notensystem steckt, gerade ausreichend dargestellt habe, aber darum geht es hier ja auch nicht).
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Um wieder den Bogen zurück zum Anlass dieses Posts zu kriegen: Es ärgert mich, wenn Bachelorstudenten (und das betrifft nicht nur unseren Studiengang) von Magistern/Diplomanden/wasessonstnochsogibt als minderwertig betrachtet werden. Und nicht nur von den Studenten der auslaufenden Abschlüsse, sondern auch von den Dozenten.
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Am Montag saß ich in der ersten Vorlesung von Verwaltungsrecht, und da sagte der Dozent: "Wir sind hier ja nicht nur Hauptfächler, sondern auch dieses... wie heißt das... dieses Bachelor-Gedöhns." Sowas nervt.
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Beim Bachelor ist noch lange nicht alles gut geregelt, es gibt viele Sachen, die schlecht laufen. Aber dass wir uns ständig anhören müssen, dass wir mit unseren Abschlüssen sowieso nichts anfangen können, weil wir in unserem Studium ja eh nichts leisten müssen, ist einfach unfair. Denn während in manchen (ich weiß - nicht überall) Magisterstudiengängen die Prüfungen wiederholt werden dürfen bis der Arzt kommt, fliegen wir nach zweimal durchfallen raus, und wir dürfen uns auch nicht ewig Zeit nehmen für unser Studium. So. Das musste mal raus.
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P.S.: Übrigens kann jetzt jeder kommentieren, nicht nur andere Blogger.
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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hmpf, sowas kenn ich auch. Weniger von anderen Studis, da bin ich mit meinem Magister-Kram ja schön Mainstream. Aber in der VWL sind wir Magister-Leute (vor allem die Nebenfächler) auch eher so "Gedöhns", das mitgeschleift wird. Studienordnung für uns? Wozu sollte man. Zum Glück ist die zuständige Beraterin ein echtes Goldstück, sonst hätt ich in den Haufen auch schon öfter reingeschlagen...

Anonym hat gesagt…

I feel your pain, sister. Wobei man eigentlich erwarten sollte, dass beim Studiengang "Sozialarbeit/Sozialpädagogik" klar ist, was dabei raus kommt: Sozialarbeiter und Sozialpädagogen nämlich. Aber ich kann gar nicht zählen, wie vielen Leuten ich erklären musste, dass das ein echter Beruf ist. Gah. Ich will gar nicht wissen wie es wäre, wenn ich tatsächlich an der Berufsakademie studiert hätte.