Sonntag, 21. Oktober 2007

"Wie Elite muss ich sein?"


Diesen Titel hatte die Zeit-Campus vor einigen Monaten mal, und jetzt ist das Thema ja wieder aktuell. Sechs neue Eliteunis wurden gerade als solche gekürt und dürfen sich jetzt über zusätzliche Mittel freuen. (Zumindest einige Fachbereiche, beziehungsweise deren Forschungsabteilungen - wo der Hase auch schon begraben liegt. Wie viel kommt davon wirklich den Studierenden zugute?).
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Ich habe festgestellt, dass die meisten Leute (mich eingeschlossen) mit der Vorstellung anfangen zu studieren, wahlweise der nächste Bundeskanzler zu werden, in den Höheren Diplomatischen Außendienst zu gehen oder "irgendwas bei der EU zu machen". Ein kleinerer Teil fände es auch ganz cool, in die Entwicklungshilfe zu gehen.
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Haha.
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Never thought of becoming a simple clerk, eh?
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Nope. Natürlich nicht. Ich kann da selbstverständlich nur für meine eigene Studienrichtung sprechen, aber die Erwartungen, die man an sich selbst stellt, sind anfangs extrem hoch und vor allem extrem unrealistisch. Das stellt man dann ganz schnell fest wenn man merkt, dass die 450 Mitstudenten (und das sind nur die aus dem eigenen Jahrgang) ähnliche Vorstellungen haben.
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Ich für meinen Teil habe mir dann ganz pragmatisch die Frage gestellt, welche Motivation eigentlich hinter meinem Wunsch steht, "nach oben" zu gelangen. Die Antwort war so schwammig wie unsinnig:
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"Ja, äh, weil... halt. Ist doch ganz cool, Dipmlomatie und so... klingt spannend und überhaupt. Prestigegründe? Nee, natürlich nicht. Oder... vielleicht doch?"
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Öhm, ja. Die Nachteile dieser "Superjobs" blendet man ganz einfach aus, genauso wie die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, es wirklich so weit zu schaffen, verschwindend gering ist. Ich für meinen Teil habe diese elitären Pläne längst über Bord geworfen, ich bin nicht mehr so ehrgeizig wie noch zu Abi-Zeiten wo ich noch dachte, mein Heil liege einzig und allein in einer diplomatischen Laufbahn.
Jugendliche Naivität.
Meine Prioritäten haben sich verschoben und ich bin vollkommen zufrieden damit. Ich will mein Studium natürlich so gut wie möglich abschließen, es ist nicht so dass ich es jetzt schleifen lassen würde. Aber ich muss meinen Lebenslauf nicht mit Praktika im Bundestag pimpen und ein Ehrenamt nur deswegen ausüben, weil es gut klingt wenn man sagen kann, dass man sich engagiert.
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Gerade in meiner Studienrichtung dreht sich viel um Elite. Ich hab auch nichts dagegen, wenn jemand ehrgeizige Ziele hat. Aber ich plädiere dafür, den Studenten nicht mehr einzutrichtern, sie könnten nur als Teil einer Elite (welcher auch immer) glücklich werden. Ich für meinen Teil brauche das jedenfalls nicht, dafür sind mir andere Dinge viel zu wichtig.
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Amen.
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