Dienstag, 28. August 2007

Castingshow.


Ich habe beschlossen eine Rubrik WG-Wahnsinn zu eröffnen. Ich wohne ja seit dem letzten Semester in einer WG, und über manches was hier passiert muss man einfach bloggen.

Diese WG ist ziemlich bekloppt, ziemlich unkonventionell und ziemlich liebenswert und besteht momentan aus

B.: unsere "WG-Mama", die einzige die kochen kann, die gute Seele der Wohnung, auf die immer Verlass ist, mein persönlicher Terminkalender. Unbezahlbar.

G.: Mathematikstudent deluxe, Schachspieler, Zucker-mit-Tee-Trinker (Konfliktpotential! Man beachte meinen letzten Eintrag zum Thema Tee) und ein bisschen der Philibert unserer WG, für diejenigen, die "Zusammen ist man weniger allein" kennen (bei der Gelegenheit: anschauen oder lesen!)

K.: im Grunde ein unbeschreibliches Mädel. Die unterhaltsamste Person die ich kenne, immer mit den neuesten Klischees und Vorurteilen zur Stelle, das positivste Karma wo gibt, muss man einfach liebhaben.

meiner Wenigkeit.: macht K. in der Schusseligkeit Konkurrenz, launenhafter WG-Putzteufel mit einer Faszination für die schönen Dinge im Leben, lebt irgendwo zwischen der Welt der Bohème und dem 21. Jahrhundert.


Leider leider zieht K. im nächsten Monat aus. Nicht, weil der Rest von uns so schrecklich ist sondern weil sie die Studienstadt wechselt, da sie hier nicht für das Fach angenommen wurde, in das sie wechseln will. Uns drei anderen blutet das WG-Herz deswegen, doch alle Versuche sie hierzubehalten schlugen fehl. Nur festbinden haben wir noch nicht versucht, aber das kommt noch.

Spaß beiseite, wohl oder übel müssen wir uns einen neuen Mitbewohner suchen. Ich weiß nicht, wer von den werten Mitlesern schonmal so ein WG-Casting miterlebt hat... Ich jedenfalls habe es noch gut in Erinnerung, wie ich damals in diese neue Stadt kam und mir zwei WGs anschaute. Der buchstäbliche Horror. Die "Bewerber" gaben sich die Klinke in die Hand, man hatte zwei Minuten um sich das Zimmer anzuschauen und drei Minuten um sich vorzustellen, man wurde mit den drei Standardfragen bombardiert: "Was studierst du?" "Was für Hobbies hast du?" "Welche Musik hörst du?", man wurde in eine ellenlange Liste eingetragen, in einer der beiden WGs wurde ich sogar fotografiert, damit die sich mein Gesicht unter den 200 (!) Mitbewerbern merken konnten. Ich möchte gar nicht wissen, wie dieses Foto aussieht.

Ich war jedenfalls am Ende so verschreckt, dass ich erst einmal ins Wohnheim gezogen bin, was auch gut so war, denn den Berichten meiner Kommilitonen zufolge ziehen die Mitbewohner, die man auf diese Weise castet, spätestens nach einem Semester wieder aus. Kein Wunder.

Als B. und ich also beschlossen, zusammenzuziehen und wir diese 4-Zimmerwohnung bekamen, ergo noch zwei Mitwohnis brauchten, war uns klar: So nicht. Und auch bei der jüngsten Mitbewohnersuche gilt: So nicht. Wir nehmen uns Zeit für die Interessenten, wir sind nett und bieten ihnen Kaffee an. Zumindest theoretisch, denn eigentlich sind wir alle Teetrinker. Das heißt, ICH bin Teetrinker. G. ist, wie schon erwähnt, Zucker-mit-Tee-trinker und B. ist ich-bevorzuge-Tee-ausgekühlt-und-abgestanden-Teetrinker. Aber eine Kaffeemaschine haben wir auch.

Jetzt haben wir in den letzten Tagen schon einige Interessenten gesehen, und je mehr kommen desto verlockender klingt die Sache mit dem Festbinden von K. Was da alles so vor unserer Türe stand... Ich bin ja ein großer Freund von "Leben und leben lassen, aber manches geht echt zu weit.

Zum Beispiel die Tussi von gestern Abend (solche Fingernägel habt ihr noch nie gesehen, glaubt mir, auch wenn Fingernägel wirklich kein Ausschlusskriterium waren... das war mehr der Gesamteindruck bei der Dame). Oder die Tante, die nur in eine WG ziehen wollte weil man nach acht Semestern aus dem Wohnheim ausziehen muss. Oh, da war auch der Bub (ein anderes Wort passt nicht) der mit seinen Eltern da war und selbst kein einziges Wort gesagt hat. Nicht mal seinen Namen. Dann hatten wir auch ein Mädel, das laut eigener Aussage 21 war, aber offensichtlich was das Verhalten angeht irgendwo um die 14 stehengeblieben ist und bei ihrer letzten Ausbildungsstelle herausgeflogen ist (Gründe unbekannt). Einer beherrschte offensichtlich die allgemeinen Regeln der Körperhygiene nicht. Ein anderer fragte, ob wir etwas gegen tägliche laute Emocore-Musik hätten. Haben wir nicht. Nur bitte nicht in unserer Wohnung.

Und so weiter und so weiter... Gut, ich gebe zu: Unsere Ansprüche sind ziemlich hoch, und es wird schwer, sich mit K. zu messen. Wir wollen einen Nichtraucher. Wir wollen jemanden, mit dem man Abends zusammensitzt und ein Gläschen Wein trinken kann (oder Bier oder Wasser, egal). Wir sind keine Zweck-WG und möchten auch mit der Nummer 4 im Bunde mehr Worte wechseln als "Morgen" und "Mach das Bad sauber". Die Krönung wäre es, wenn sich der oder die neue Mitwohni noch mit unserem gemeinsamen Freundeskreis versteht, denn bei uns in der WG ist eigentlich ständig jemand zu Besuch.

Dafür haben wir aber im Gegenzug auch einiges zu bieten. So schwer kann das doch nicht sein, einen Mitwohni zu finden, der einigermaßen normal und trotzdem ein bisschen verrückt ist, der keine Leichen im Keller und keine Kippen im Mundwinkel hat und der weiß, was eine Zahnbürste ist... Oder?
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4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich, Ich, Ich! *winkfuchtel*

Scherz, ich zieh ja erstmal in eine WG in Litauen. Aber ich drück dir die Daumen, dass ihr jemanden findet, der eurenVorstellungen entspricht.

Catriona hat gesagt…

Jau, immer rein. Für EDeN's ist hier immer Platz ;)

Marina hat gesagt…

Ich will auch!
:ugly:

Nur ... der Fahrtweg zur Arbeit könnte interessant werden. :ugly:

Catriona hat gesagt…

Wir könnten eine EDeN-WG gründen. Irgendwo in der Mitte von Deutschland. Oder wir rotieren durch die Wohungen aller EDeN-Mitglieder. :ugly: