Sonntag, 12. August 2007

Der letzte Drücker und der Schweinehund.


So. Mir reicht's. Ich hab die Schnauze voll, und zwar von mir selber. Ich werde jetzt ein Experiment starten, und das Experiment heißt: organize your life.

Meine allerschlimmste Schwäche (oder zumindest die, die mich selbst am meisten nervt) ist die Unfähigkeit, mich zu organisieren. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: ich habe gestern damit angefangen, eine Hausarbeit zu schreiben, die ich übermorgen abgeben muss. Ich will seit vier Wochen zum Augenarzt/Hautarzt/Frauenarzt/Zahnarzt und habe es noch nicht geschafft, mir Termine geben zu lassen. Seit zwei Wochen wird mir die Süddeutsche Zeitung nicht geliefert, weil ich es verplant habe, sie mir über die Semesterferien nach Hause schicken zu lassen. Unser Internet funktioniert immer noch nicht. Seit 6 Wochen. Ich bezahle natürlich trotzdem weiter. Zu faul, mich darum zu kümmern. Weil ich in den letzten Tagen bis 4 Uhr nachts in einem gewissen Fandom rumhänge, schaffe ich es nicht, vor halb 11 aufzustehen. Dann ist der Tag eh gelaufen. Ich wollte in den Semesterferien eigentlich wieder jeden Tag joggen gehen. Eine Woche hab ich durchgehalten. Außerdem sollte ich mich allmählich mal entscheiden, was ich nächstes Semester eigentlich studieren will.

See what I mean?

Ich bin in den letzten Tagen mal in mich gegangen und habe darüber nachgedacht, warum ich mir eigentlich immer so viele Sorgen um alles mache. Und eine der Hauptursachen ist, dass ich immer alles bis zum letzten Augenblick aufschiebe. Das bereitet mir Magenschmerzen. Ich bin ständig schlecht gelaunt weil der Berg an unerledigten Dingen immer höher wird. Das Problem ist, dass ich es hasse, Entscheidungen zu treffen und überhaupt notwendige, aber langweilige/unangenehme/arbeitsreiche Dinge zu erledigen.
Ein weiteres Resultat dieser Arbeits- und Lebenshaltung ist, dass man unglaublich viel Zeit verschwendet. Mit unnötigen Gedanken, die man auch nicht abschütteln kann ("Scheeeeiße, ich hab da immer noch nicht angerufen, das ist schon peinlich mittlerweile."), mit ineffizienter Terminplanung (man nimmt sich tausend Sachen für einen Tag vor und erledigt dann doch nichts davon).

Was also tun? Ja, ich habe Methodenkurse in der Uni belegt, ich kenne das Pareto-Prinzip, das Eisenhower-Prinzip, die ALPEN-Methode der Zeitplanung und die Managementlehre nach Drucker.
Aber ich werde zunächst mal etwas anderes ausprobieren. Simpel, einfach und hoffentlich einigermaßen umzusetzen. Der Untertitel des Experiments "organize your life" heißt:

Der TERMINKALENDER.

Jawoll. Ich werde meinen Tag morgen (und die nächsten Tage) damit beginnen, um 08:00 Uhr aufzustehen, egal wie lange ich im Fandom versacke. Dann hat man wenigstens noch was vom Tag. Und dann werde ich in die Stadt gehen und mir einen Terminkalender kaufen. Ich besitze nämlich keinen. Bisher habe ich es mit To-Do Listen gehalten, aber ich will jetzt konkret etwas an meinen Leben ändern und dazu brauche ich was Neues. Dämlicher psychologischer Trick der Selbstüberlistung, aber so what.

Ich glaube ich bin eigentlich ein heimlicher Planungsmensch. Ich will wissen, wie es in meinem Leben weitergeht, ich will annähernd einen Überblick über meine nächsten Wochen haben, was Ereignisse angeht, ich will nicht (mehr) so in den Tag hineinleben. Nennt mich meinetwegen unspontan. Wenn es mir mit Unspontanität (:ugly:) besser geht, dann bin ich eben unspontan.

Ich habe eben einen ganz wichtigen Punkt bei den Ursachen für das Chaos in meinem Leben vergessen. Die (böse, gemeine und niederträchtige) Motivation. Ich habe für Dinge wie Zahnarzt, Hausarbeiten und Gartenarbeit einfach keine Lust. Ganz besonders schlimm sind übrigens die vorhin bereits erwähnten Telefonate. Ich hasse Telefonieren, und deswegen tue ich es nicht. Der Grund, warum unser Internet in der WG immer noch nicht funktioniert. Ich hätte einfach nur mal anrufen müssen. Same with Süddeutsche Zeitung. Da hätte sogar eine einfache eMail gereicht.
Jedenfalls - ich habe die dunkle Vermutung, dass die fehlende Motivation eigentlich gar nicht bloß die Ursache für mein Problem ist, sondern eher das Resultat, das mittlerweile auch zur Ursache geworden ist. Teufelskreis und so, wenn jemand versteht was ich meine.
Also habe ich einfach mal die waghalsige These aufgestellt, dass meine Motivation irgendwann von alleine wiederkehren wird, wenn ich für eine gewisse Zeit meinen inneren Schweinehund ins Tierheim verfrachte. Und wenn ich Glück habe, bleibt das Viech dann dort und jemand holt es ab. Oder auch nicht, ist mir dann auch wurscht. Mit ihm verschwindet dann auch hoffentlich der "letzte Drücker" aus meinem Leben, das ist nämlich ein ziemlich enger Kumpel vom Schweinehund und gemeinsam sind sie einfach zu stark gegen neuen Freund, die Motivation.

Also. Nochmal das Experiment, live und in Farbe.

1. Terminkalender kaufen

2. Terminkalender benutzen, also Sachen eintragen und so

3. sich an den Terminkalender halten.

Konkret heißt das jetzt erstmal, dass ich morgen bei den ganzen Ärzten anrufe und mir Termine geben lasse. Das mit der Süddeutschen wird erledigt und die Hausarbeit fertiggeschrieben, außerdem setze ich mir eine Frist, bis wann ich mich für die Themen der anderen Hausarbeiten entschieden haben will und fange nach Ablauf der Frist sofort mit dem Schreiben an. Außerdem erledige ich noch diverse Anrufe und entscheide mich endlich, was ich nächstes Semester machen will. Ein für alle mal. Ich hab die Schnauze voll davon.
Langfristig möchte ich wirklich wieder anfangen, Sport zu machen (und zwar regelmäßig) und die (hoffentlich) gesparte Zeit in die Verbesserung meiner Französisch- und Chinesischkenntnisse investieren. Außerdem will ich mir, sobald ich mich tatsächlich bezüglich meines Studiums entschieden habe, einen Praktikumsplatz besorgen. Damit ich endlich mal konkretere Vorstellungen für meine Zukunft habe.

Punkt drei des Plans (sich an den Terminkalender halten) ist natürlich am kniffeligsten. Ich habe beschlossen, das Experiment von morgen (08:00 Uhr!) zwölf Wochen (es muss ein so langer Zeitraum sein, weil die Uni erst am 15. Oktober anfängt und ich es auch in der Unizeit testen will - Hilfe!!!) lang laufen zu lassen. Gute Psychologen lasse ich mir gerne empfehlen, falls ich einen Nervenzusammenbruch bekomme - vielleicht schaffe ich es sogar, einen Termin zu vereinbaren. Nach diesen 12 Wochen will ich ein Resümée ziehen (Zwischenergebnisse inklusive Rückschläge wird es sicher ab und zu hier zu lesen geben).
Wenn ich nach dieser Zeit keine Magenschmerzen mehr habe, andere Leute weniger mit meiner schlechten Laune nerve, meine Arzttermine hinter mir habe, meine Motivation zu mir zurückgekehrt ist und ich der Meinung bin, dass ich mich besser fühle, werde ich den Terminkalender (und alles was dazu gehört) zu einem festen Bestandteil meines Lebens machen.

Ich bin gespannt. Und ein bisschen Angst hab ich auch.

Drückt mir dir Daumen.
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3 Kommentare:

Marina hat gesagt…

Terminkalender regeln. *nick*

Ok, mein Terminkalender ist gleichzeitig Hausaufgabenheft, Tagebuch, Kummerkasten und Malbuch ... aber trotzdem toll.

:ugly:

Rahel hat gesagt…

Ich bin gespannt auf die Wirkung! Wie ich gestern im YM schon gesagt habe... same problem over here.

Bisher sind all meine derartigen Experimente schiefgegangen - es sei denn, ich hatte das Messer wirklich am Hals und musste mich daran halten, wenn ich nicht scheitern wollte.

Anonym hat gesagt…

Seit Wochen schiebst du Arzttermine vor dir her?

HA!

Anfänger!

Drei Jahre! DREI JAHRE! :-/